M+A schließt nach 137 Jahren bewegter Firmengeschichte
Natürlich haben auch die beiden Freunde Johannes H. Mau und Andreas T. M. Andresen einmal klein angefangen. Im Frühjahr 1886 – Flensburg hatte ca 40.000 Einwohner – mieteten Sie das Geschäftslokal im Hause Holm 41 (heute nach diversen Umbauten Firma Rossmann). Sie waren jung und voller Unternehmungsgeist. Ihr Optimismus bestätigte sich schon am Anfang: der Öffnungsverkauf war so erfolgreich, dass man am Ende keine Ware mehr anbieten konnte; das Geschäft war regelrecht leer gekauft worden.
Sie nannten diesen, doch recht bescheidenen Laden „Central-Mode-Basar, Tuch-, Manufaktur-, Mode-, Seiden- und Leinenwaren Handlung“.
Schon fünf Jahre nach der Eröffnung wurde der Laden zu eng und musste auf die rückwärtige Wohnung der Inhaber ausgedehnt werden. Beim zehnjährigen Bestehen aber ging es nicht mehr weiter so. Durch Umbau wurde der erste Stock des Hauses dazu genommen.
Aber auch diese Erweiterung konnte der stürmischen Entwicklung der Firma, deren guter Ruf sich immer mehr ausbreitete, nicht gerecht werden. Deshalb, und wegen einer drastischen Mieterhöhung, sicherten sich die Inhaber das große Grundstück am Holm. Mit dem Bau des neuen Geschäftshauses entstand erst die Nicolaistraße. Wegen der Schwierigkeiten mit der Fensterkonstruktion, die einem Sturm nicht standgehalten hatte, wurde das neue Haus ein halbes Jahr später als geplant geöffnet. Man schrieb das Jahr 1905 Uhr und hatte die Belegschaft auf 32 Mitarbeiter aufgestockt.
Das dieser große und stilvolle Bau eine Bereicherung von Flensburger Stadt Architektur darstellt, lässt sich aus den Berichten der Flensburger Lokalpresse ablesen. 1922 Uhr wurde die nicht mehr zeitgemäße und wenig stabile Fassade erheblich umgestaltet, was dem Gesicht des Hauses zugute kam.
In der folgenden Zeit ergab sie viele Schwierigkeiten durch die den Ausbruch des ersten Weltkrieges, durch die Inflation der zwanziger Jahre, während der die Löhne täglich ausbezahlt wurden und durch die große Depression. Ab 1919 erhielten die Gründer tatkräftige Unterstützung durch ihre Söhne Johannes L. F. Mau und Andreas P. Andresen an die sie dann 1932 das Steuer der Firma ganz übergaben.
Beim 50-jährigen Bestehen, 1936, konnte eine sehr positive Bilanz gezogen werden: mittlerweile beschäftigte Mau & Andresen 50 Mitarbeiter, hatte mehrfach die Räumlichkeiten erweitert und konnte einen immer größer wachsen Kundenkreis verzeichnen.
Flensburg blieb von den architektonischen Verwüstung des Zweiten Weltkriegs zum Glück fast völlig verschont, was ein wichtiger Grund für die Schönheit der Innenstadt ist. Die seit der Währungsreform 1948 wieder in Gang gekommene wirtschaftliche Entwicklung nötigte die mittlerweile dritte Generation der Familien Mau und Andresen, wiederum an eine Erweiterung der Geschäftsfläche zu denken. Johannes L. F. Mau starb nach langer Krankheit im Jahre 1947, Andreas P Andresen blieb lang in russischer Gefangenschaft. Den Sprung ins kalte Wasser machte daher wohl oder übel die dritte Generation die beiden Familien. Durch Arbeit im eigenen, aber auch in anderen Betrieben geprägt, übernahmen nach und nach Andreas E. Andresen und Ulff-Günther Mau die Leitung des Hauses. Das Jahr 1952 war der Beginn einer schrittweisen Erweiterung und Modernisierung des Hauses innen und außen. Die Umsatzkurve stieg weiter, so dass ein weiteres Projekt in Angriff genommen werden musste. Zur Verfügung stand der Hof an der Nikolaistraße zwischen Haupt- und Nebengebäude. Diese Frontlücke wurde durch einen vierstöckigen Zwischenbau geschlossen.
Mau & Andresen legte stets sehr großen Wert auf eine gute Gestaltung der Schaufenster. Sie sollten immer die attraktivsten in der ganzen Stadt sein. Deshalb ist der Eingangsbereich in den vergangenen beiden Jahrzehnten mehrfach umgestaltet worden.
Am 1.1.1988 übernahm Andreas Ole Andresen in vierter Generation das Unternehmen. In 2008 wurde er auch alleiniger Eigentümer der gesamten Immobilie und des Unternehmens und firmiert seitdem unter M + A – Mode und Accessoires Andresen.
Das Unternehmen überwand auch die harte Prüfung durch die Corona-Pandemie und steht heute wirtschaftlich gut da. Da sich aber keine Nachfolger anboten, verkaufte A. O. Andresen vor einigen Jahren zunächst das Gebäude, mietete es dann noch für einen Zeitraum von 2,5 Jahren. Nach reiflicher Überlegung soll nun aber das Ende der beruflichen Tätigkeit eingeläutet werden und M + A wird die Tore Im Frühjahr 2024 für immer schließen. Vorher wird man sich jedoch noch mit einem großen Räumungsverkauf von den vielen tausend treuen Stammkunden verabschieden. Da der Entschluss dazu erst vor kurzem fiel, wird die Herbst-Saisonware noch komplett ausgeliefert und somit kommen Schnäppchenjäger voll auf ihre Kosten.